Fusion Waltensburg-Brigels

Bessere Tourismus- und Verkehrslösung für Breil-Uors-Rueun

Die Abstimmungsfrage für die Fusion zwischen Waltensburg, Brigels und Andiast ist verfassungswidrig, weil Suggestivfragen laut Bundesgericht unzulässig sind. Diese Ausgangslage birgt aber eine grosse Chance für entscheidende Verbesserungen der am meisten kritisierten Verkehrssituation in Waltensburg, aber auch für Brigels, Danis und Tavanasa inkl. Rueun. Dazu kommen erhebliche Vorteile für den Tourismus und den öffentlichen Verkehr der ganzen Region.

1. Option: Durch eine Weiterführung der Strassen-Linienführung auf der rechten Seite des Flémbaches auf dem bestehenden Waldweg entlang bis nach Waltensburg zu den Bergbahnparkplätzen bleibt die am meisten frequentiere Wanderlandschaft Miglié für den Tourismus erhalten; damit aber auch die schönsten Wiesen für die Einheimischen und vor allem für die Landwirtschaft.

2. Option – weniger Lärm: In einer zweiten Etappe muss diese Strasse in Waltensburg beide Flüsse (Flém und Ladral) in einer im Tagbau nach Andiast erstellten Galerie überqueren. Vor dort – etwas tiefer als der bestehende Meliorationsweg – nach Rueun. Damit erübrigen sich auch die in Waltensburg von vielen als „etwas blauäugig“ empfundenen Versprechen, wonach man nach der Abstimmung in Waltensburg den Verkehr dort mehr einschränken könne: Wenn ich in Danis, Dadin, Tavanasa oder Brigels mit den künftig geplanten zusätzlichen 400 oder 600 Betten wohnen würde, warum sollte ich für eine Verkehrsreduktion in Waltensburg stimmen – um mehr Verkehr und Lärm vor dem eigenen Haus zu haben?

3. Alle Gemeinden profitieren: Fünf Gemeinden (Danis, Tavanasa, Dardin, Breil und Waltens­burg) werden von der Verkehrslawine völlig entlastet. Daraus resultieren weitere Vorteile für die Bevölkerung der Region: Die drei Gemeinden Rueun, Siat und Pigniu bis Ilanz erhalten eine deutlich verbesserte direkte Erschliessung zu den Bergbahnen Brigels/­Waltensburg. Damit wird aber auch eine grosse Chance für den öffentlichen Verkehr mit einer direkten Expressbus-Erschliessung ab Ilanz/Bahnhof direkt zu den Bergbahnen eröffnet.

4. Überregionale Strategie: Die ganze Region wird so nur profitieren – auch überregional: Bei der Lötschberg-Eröffnung konnten die Walliser der Schweiz zu Recht erklären: Das Wallis ist für alle Schweizer Agglomerationen eine Stunde schneller erreichbar. Mit dieser Lösung können wir Bündner dem Kanton Wallis freund-eidgenössisch replizieren - mit besseren touristischen Rahmenbedingungen: Nicht nur für die Einheimischen aus der Region bis Ilanz, sondern für alle Schweizer Agglomerationen wird diese Bündner Tourismusregion viel attraktiver. Wie den Wallisern die französischen Alpen – sind für Graubünden Vorarlberg und Tirol mit Top-Verbindungen die Konkurrenten im Tourismus.

5. Für die Automobilisten: Die Schweizer Automobilisten müssen sich nicht durch enge Dörfer zwängen und können Unfälle vermeiden. Dazu können sie endlich vom 2-Milliarden-Überschuss für den Strassenverkehr in der Bundeskasse profitieren. Dies bevor SVP-Nationalrat Giezendanner damit eine zweite Gotthardröhre baut, die Neat- Finanzierung abwürgt und nur dafür sorgt, dass die Raser von Hamburg schneller nach Neapel gelangen.

6. Für den öffentlichen Verkehr: Aber auch mit dem öffentlichen Verkehr wird diese Region viel attraktiver: Von den Mittelland-Agglomerationen ist Chur künftig in 1 bis 2 Stunden erreichbar. Dazu kommen noch ca. 30 Minuten Zugsfahrt nach Ilanz – und von dort per Express-Bus zur Skiregion Breil/Brigels-Waltensburg-Andiast. Feriengäste in der ganzen Region der mittleren Surselva können nur davon profitieren.

7. Utopie und unrealistisch? Selbstverständlich werden alle Bedenkenträger - teilweise gewiss auch amtsbedingt schreien: „Utopie“ und „unrealisierbar“ usw. Wirklich? Vor 47 Jahren konnte man auf dem Mond landen – aber eine andere nachhaltige Strassen-Variante, wie auf Brigelser Gebiet, soll auf Waltensburger-Gebiet unmöglich sein? Genau so tönte es bei den Ausgleichsleistungen und dem Landschaftsrappen für die Greina-Gemeinden 1986 (wo auch Brigels heute von den Frisal-Ausgleichsleistungen profitiert), beim Biohotel Ucliva (1978), bei der Umfahrung Ilanz um 1990 oder beim Konzessionsprojekt 95 am Bernina.

8. Nachhaltige Planung - bessere Realität und Ökonomie morgen. In Ilanz entstand nach Jahren eine Super-Umfahrungslösung statt eine Verkehrslawine durch die Stadt! Die Planung und die Auseinandersetzungen am Bernina dauerten insgesamt über 20 Jahre. Man traf sich 2008 vor Bundesgericht, bis man ein optimales Projekt fand. Der Unterzeichnende war seit 2004 (und ab 2008 mit dem e. Bundesgerichtspräsident Dr. G. Nay als Mediator) massgeblich dafür verantwortlich, dass das Gegenprojekt durchgesetzt wurde. Im Gegensatz zum verhinderten Projekt 95 lautet das Ergebnis am Bernina heute: 20 Mal mehr Leistung und 20 Mal mehr Ökologie (geringere Schwall-Sunk-Verhältnisse). Die Staumauer am Berninapass muss nur um 4 Meter statt um 17 Meter erhöht werden. Alle Beteiligten in allen Gemeinden arbeiten gemeinsam inkl. Umweltorganisationen am grössten Wasserkraftwerkbau der Schweiz mit den besten ökologischen Rahmenbedingungen der ganzen Schweiz. Utopie? Nein – ab 2009 Realität!

9. Kosten und Finanzen: Wenn die Argumente fehlen, kann man in der Schweiz immer mit den Kosten argumentieren. Wer kann aufgrund der heutigen Variante mit einer 60 Meter langen Brücke über den Flémbach belegen, dass die Aufwendungen für eine Fortsetzung der Strassenführung von Brigels auf der rechten Seite des Flémbaches bis Waltensburg mehr kosten würde? Der Waldweg besteht seit Generationen und die Brücke wäre wahrscheinlich erheblich kleiner. Und wenn unsere Bauunternehmer einige Jahre länger beschäftig wären – was ist so schlecht daran? Wie wollen wir im Berggebiet ohne Arbeit Arbeitsplätze sichern? Wo die Finanzierungsmöglichkeiten liegen, wurde in Ziff. 5 aufgezeigt.

10. Wie weiter? Welche Argumente sprechen eigentlich gegen eine seriöse Prüfung dieser Fragen? Natürlich muss – wie auch immer am 20. Januar 2012 in Waltensburg entschieden wird - zuerst ein Machbarkeitsbericht erstellt werden. Zum Schluss sei die Frage erlaubt: Welche Bündner Politiker würde sich nicht für eine Verstärkung und Verbesserung der regionalen, ökonomischen, ökologischen, landwirtschaftlichen und touristischen Rahmenbedingungen einer Region und des Kantons Graubünden einsetzen?

Gallus Cadonau, Bürger von Waltensburg

Dokumentation über die Fusion

Leserbrief in der NZZ am Sonntag